Informativer Info-Abend der Hünstetter SPD
15 Interessierte und etliche Fragen bzw. Meinungsbeiträge: Das war der Info- und Diskussionsabend der Hünstetter SPD, der kürzlich in Kesselbach zum Thema „Praktika, Leiharbeit, befristete Arbeitsverträge: Brücke oder Sackgasse“ stattfand. Der vom SPD-Ortsverein eingeladene arbeitsmarktpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion in Wiesbaden, Wolfgang Decker aus Kassel und der langjährige SPD-Fraktionsvorsitzende im Hünstetter Parlament, Dr. Marcus Kaltwasser aus Bechtheim beantworteten eine Reihe von Fragen von Moderator Rainer Ratmann und aus dem Publikum.
Ein Besucher wies aus Sicht eines Arbeitgebers in der Gastronomie auf die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit von befristeten Arbeitsverträgen hin. Er beklagte zudem auf der Grundlage seiner Erfahrungen mangelnde Qualifikation und Zuverlässigkeit eines Teils von ehemaligen Beschäftigten. Demgegenüber schilderte Marcus Kaltwasser, im Wissenschaftssektor in einer GmbH tätig, wie Unternehmen, vor allem jedoch die Universitäten das gesetzliche Instrument der befristeten Beschäftigung von Arbeitnehmern systematisch nutzen, um Kosten zu sparen. An den Unis haben sage und schreibe 66% aller Wissenschaftler nur befristete Arbeitsverträge; das sind in erster Linie junge Leute. Wie unter diesen unsicheren Umständen Lebensplanung ablaufen soll, wurde ebenfalls diskutiert. Eine noch größere Zahl von Angestellten in der Industrie und im Dienstleistungssektor, gerade auch im öffentlichen Dienst, arbeitet ebenfalls nur befristet oder auf Ausleihbasis. Wolfgang Decker wies eindringlich auf dieses Defizit hin, indem er jene spezifische Entwicklung des Arbeitsmarktes in einen breiten Gerechtigkeitsbegriff einordnete. Selbst in der boomenden und gut verdienenden Automobilindustrie wird teilweise befristet bzw. auf Leihbasis beschäftigt. Und zwar nicht etwa nur, wie es der Gesetzgeber ursprünglich beabsichtigt hatte, um Auftragsspitzen zu begegnen und den Arbeitnehmern über diese Brücke danach eine dauerhafte Anstellung zu gewähren. Die Erfahrungsgeschichte eines jungen Hünstetters zeigte auf, wie so etwas über Jahre abläuft und wie die Firma im Vergleich zum unbefristet angestellten Arbeitnehmer damit 28% der Kosten pro Jahr einspart.